Um langjährige Partnerschaften mit Pflanzenbauern zu pflegen, um Länder, Leute und Kulturen kennenzulernen und auch um freundschaftliche Kontakte zu knüpfen, gehören Duftreisen bei farfalla seit jeher zur Firmenkultur. Natürlich wollen wir bei unseren Besuchen auch sicherstellen, dass alle Produzenten unseren hohen Standards gerecht werden. Aber nicht alle Pflanzenbauern sehen wir so häufig wie die Genossenschafter der Kooperative im Piemont, der wir eine Vielzahl ätherischer Öle verdanken.

Es klingt fast wie im Märchen – hinter den sieben Bergen, in der wunderschönen sanften Hügellandschaft des Piemonts, im abgelegenen Nirgendwo, gibt es eine Reihe von Bauern, die sich ganz dem biologischen Anbau von Aromapflanzen verschrieben haben. Märchenhaft schön ist es hier jedenfalls, abseits der ausgelatschten Touristenpfade: In wilden Tälern und an Hängen und Orten, wo sich kaum ein Tourist hinverirrt, pflanzen sie mediterrane Duftpflanzen und Heilkräuter an, die im Sommer geerntet und in die gemeinsame Destillerie der Kooperative geliefert werden.

Von Anbau über Ernte und Destillation wird ganz nach den strengen Richtlinien des biologisch-dynamischen Anbaus gearbeitet. farfalla bezieht aus diesem Projekt verschiedene Öle: Lavendel fein, Pfefferminze, Immortelle, Ysop, Thymian Thymol, Fenchel süss, römische Kamille, Melisse, Muskatellersalbei und Salbei. Die der Kooperative angeschlossenen 42 selbstständigen Bauern bewirtschaften insgesamt eine Fläche von 230 Hektaren mit Aromapflanzen. Ihre Felder schmiegen sich blau und lila, leuchtend grün oder gold-gelb in die sanften Hügel des Piemont. Eingeladen hat uns Roberto, einer der Genossenschafter der Kooperative. Von ihm wollen wir mehr über den Anbau der typischen mediterranen Heilkräuter Ysop, Minze und Immortelle erfahren.

Vorab schickte er uns eine Wegskizze, verabredet haben wir uns im Immortellenfeld. Gut gemeint, doch schlecht skizziert! Denn zwischen Hügeln und Tälern und lavendelgesäumten Serpentinen müssen wir uns eingestehen: Wir haben uns komplett verfranst. Immerhin, das Dörfchen, in dem sich Robertos Hof befinden sollte, scheinen wir endlich gefunden zu haben, obgleich auch unser japanisches Navigationsgerät mit dieser Gegend ziemlich überfordert zu sein scheint. Sicher kann uns hier jemand helfen! Doch auf unsere Fragen nach Roberto, Ysop oder Immortelle ernten wir nur ratlose Gesichter. Einen vielversprechenden Hinweis liefert eine ältere Dorfbewohnerin: 

In einem weiter hinten gelegenen Tal gäbe es wohl einen Bauern, der schöne Felder mit gelbem Lavendel hätte; «la lavanda gialla». Gelber Lavendel? Das konnte nur Roberto sein!  

Seither hat die Immortelle bei uns diesen Spitznamen. Aber als gelbes Pendant zum Lavendel darf sie in der Aromatherapie nicht gelten: Während beide zwar ganzheitlich entspannend sind, ist der Lavendel vor allem erdend und körperlich ausgleichend, die Immortelle hingegen geistig ausgleichend und öffnend. Ihr ätherisches Öl wurde vom französischen Aromatherapeuten Dr. D. Pénoel als «Superarnika» der Aromatherapie bezeichnet - derart beeindruckend sind seine Eigenschaften als Erste-Hilfe-Öl. Es lohnt sich unbedingt, einen Blick in die Fachliteratur zu werfen und sich mit dem Anwendungsspektrum von Immortellenöl und ihrem Hydrolat vertraut zu machen. Ihren französischen Namen «die Unsterbliche» verdankt sie ihren gelben Blüten, die auch Monate nach der Ernte praktisch nichts von ihrer Schönheit einbüssen. Doch auch in der Hautpflege werden ihre verjüngenden und regenerierenden Eigenschaften geschätzt.

Überwältigend ist ihr Duft: Die Sonne entlockt jeder einzelnen Blüte ein würzig-süssliches, curryartiges Aroma. 

Napoleon, so heisst es, habe auf See gerochen wenn sich sein Schiff seiner korsischen Heimat näherte – aufgrund der vielen blühenden Immortellen. In Italien und Korsika, praktisch im gesamten Mittelmeerraum beheimatet ist das «Helichrysum italicum», so der botanische Name der Pflanze. Sie schätzt warme, trockene, karge Böden und überzieht von der Küste bis ins Landesinnere Hügel und Täler mit ihren gelben Blütenteppichen.

Hinter den sieben Bergen, eingebettet in die sieben Hügel...  leuchten uns tatsächlich wunderschöne Felder entgegen, blau strahlt der Ysop, goldgelb übertrumpft ihn die blühende Immortelle. Robertos Gesichtsausdruck beim Durchschreiten der duftenden Pflanzen spricht Bände: Schaut euch diese Pracht an! Der bescheidene Stolz, den wir seiner Mimik entnehmen, ist seine Genugtuung für ein Jahr hingebungsvoller Arbeit mit den Pflanzen und sein Dank an die Natur. Diese Momente sind für uns besonders bedeutsam: Im Kontakt mit den Bauern schöpfen wir die Kraft und Inspiration, uns für genau diese Arbeit der wertschätzenden, ökologischen Landwirtschaft einzusetzen. Das machen wir seit über 30 Jahren – und seit über 20 Jahren arbeiten wir mit der Kooperative im Piemont rund um Roberto und Giancarlo zusammen.

Berühmt für seine Trüffel und seinen Wein ist das Piemont, doch auch die traditionellen südländischen Kräuter und Aromapflanzen gehören hier zum Kulturgut, das mit Stolz präsentiert wird. Denn als wir uns müde und matt von Suche und Sonne auf den Heimweg machen, um den Tag gemütlich und köstlich im Agriturismo ausklingen zu lassen, landen wir unversehens auf einem Kräuterfestival im Dorf Sala San Giovanni.  

Unweit von Robertos Feldern thront das kleine Dorf auf einem Hügel, umgeben von vielen Duft- und Kräuterfeldern. Jedes Jahr Ende Juni findet hier «non solo erbe» statt. Das dreitägige Fest lockt tausende Besucher an und ist bei Einheimischen und Touristen gleichermassen beliebt. Es gleicht einem Kräuterjahrmarkt, an dessen vielen kleinen Ständen Menschen aus der Region alles mögliche rund um Duftpflanzen und Kräuter anbieten. 

Für uns ein echter Glücksgriff: Auf den malerischen Piazzas entzücken uns Musik und Tanz, in den schattigen Gassen verführen uns Stände mit piemontesischer Küche, im Mittelpunkt des Spektakels stehen unsere geliebten Duftpflanzen. Neben traditionellen Kräuterspezialitäten begeistern uns vor allem die innovativen und zum Teil wirklich kuriosen Produkte mit und aus Kräutern, die hier präsentiert werden. Ein Besuch bei «non solo erbe» ist Muss für Duftliebhaber

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